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Wege aus der Krise: Let´s get it on

Andere Erde
Wenn erst die Bäume gezählt sind und das Laub
Blatt für Blatt auf die Ämter gebracht wird
werden wir wissen, was die Erde wert war.
Einzutauchen in Flüsse voll Wasser
und Kirschen zu ernten an einem Morgen im Juni
wird ein Privileg sein, nicht für viele.
Gerne werden wir uns der verbrauchten Welt
erinnern, als die Zeit sich vermischte
mit Monstern und Engeln, als der Himmel
ein offener Abzug war für den Rauch
und Vögel in Schwärmen über die Autobahn flogen
(wir standen im Garten, und unsre Gespräche
hielten die Zeit zurück, das Sterben der Bäume
flüchtige Legenden von Nesselkraut).
Shut up. Eine andere Erde, ein anderes Haus.
(Ein Habichtflügel im Schrank. Ein Blatt. Ein Wasser.)

Christoph Meckel

Heute stecke ich im Dilemma. Ich verstehe mich als spirituellen Menschen und versuche grundlegende kosmische Gesetze zu befolgen, allen voran das Gesetz der allumfassenden Liebe, das besagt, dass ich andere genauso lieben soll wie mich selbst (was an sich schon eine Kunst ist) und dass ich niemanden verurteile. Das funktioniert meistens ganz gut, führt aber bisweilen dazu, dass ich wegsehe, wenn Menschen unmoralisch handeln, zum Beispiel indem sie andere ausbeuten. Auch an das Gesetz der Energie halte ich mich. Dieses besagt, dass Energie der Aufmerksamkeit folgt. Deshalb steige ich möglichst nicht in Negativität ein und lasse mich nicht zu negativen Gedanken, Gefühlen und Worten hinreißen. Dies beziehe ich auf alle Lebensbereiche: meinen privaten ebenso wie auf Politik und Umwelt. Wenn ich mich doch mal aufrege und Nachrichten von Krieg, Unterdrückung und Umweltzerstörung an mich heran lasse, komme ich über kurz oder lang am Ende doch wieder zu meiner Haltung der Akzeptanz und Liebe zurück und finde: „Alles ist gut, wie es ist.“ Ich träume weiter vor mich hin, träume mir die Welt schön.

Doch in letzter Zeit meldet sich immer wieder eine Stimme, die mir sagt: „Du musst was tun!“ Und deshalb habe ich jetzt das Dilemma! Ich stecke fest zwischen zwei scheinbar unvereinbaren Welten: meiner Spiritualität, die sich in einer friedlichen Haltung der Akzeptanz und Liebe ausdrückt und der scheinbar konträren Welt „da draußen“ mit ihren sozialen, politischen, gesellschaftlichen und umweltorientierten Themen. Und dort draußen herrscht nicht immer Liebe und Akzeptanz. Im Gegenteil!

Ich bin davon überzeugt , dass die geistigen Gesetze ihre Richtigkeit haben. Sprich: dass wir uns selbst schwächen, wenn wir Problemen oder anderen Menschen mit Negativität begegnen, und dass wir diesen dadurch erst recht Nahrung geben. Niemandem ist damit gedient, wenn wir uns über Missstände aufregen. Aber genauso wenig ist irgend jemandem damit gedient, wenn wir nicht ins Handeln kommen. Wie aber kann dieses Handeln aussehen? – Und hier finde ich einen weiteren Stolperstein: Sind wir nicht alle schon genug gefordert unser eigenes, privates Leben auf die Reihe zu bekommen, den Lebensunterhalt zu sichern, für unsere Gesundheit zu sorgen, unsere Aufgaben als Eltern, Kinder, Freunde, Bürger wahrzunehmen?

Wenn wir uns den Herausforderungen unserer Zeit zuwenden, könnte uns doch wirklich schwindlig werden. Die Liste scheint endlos zu sein: die Klimaerwärmung, das Aussterben der Arten, die zunehmende Umweltvergiftung, (un)gesunde Ernährung, steigende Lebenshaltungskosten, Ausbeutung von Mensch und Ressourcen, Migration, Krieg, Rechtspopulismus …

Kein Wunder, dass ich es als spiritueller Mensch angesichts dieser Flut an Problemen sehr verlockend finde, mich in Akzeptanz zu üben. Das Bedürfnis nach Ruhe, Harmonie und Frieden ist zutiefst menschlich, finde ich. Aber ich fürchte, wenn wir alle weiter angesichts der drängenden Fragen und Aufgaben unserer Zeit den Kopf kollektiv in den Sand stecken und auf andere Verantwortliche („die Politiker“) verweisen, ist der Kollaps nicht mehr aufzuhalten.

Fakt ist und bleibt nun mal: wir sitzen alle im selben Boot. Und dieses Boot heißt „Mutter Erde“. Wir sind mit unseren Überzeugungen und unseren Taten mitverantwortlich für alles, was auf dieser Welt geschieht. „Niemand ist eine Insel“ und das ist gut so. Denn in unserer Teilhabe an der Gesellschaft liegt unsere Aufgabe! Im Miteinander wachsen, in der Auseinandersetzung und nicht in Flucht oder Desinteresse. Das ist mir klar geworden. Begreifen wir die „Probleme“ der Zeit als Herausforderungen, die uns Chancen zum Wachsen bieten!

Wie aber können wir wachsen? Indem wir uns als spirituelle Wesen verstehen und indem wir etwas tun! Uns engagieren! Konkret entscheide ich mich heute zu folgenden Schritten:

  1. Weiterhin optimistisch und positiv zu bleiben durch ein spirituelles Leben, durch Gebete, Yoga und Meditation, durch positive Gedanken, Liebe, Dankbarkeit und Achtsamkeit! Auch meine Art zu sein, hat eine Auswirkung auf die Welt!

Wenn ich die Ausbeutung der Erde vor Augen habe, finde ich nicht, dass das Problem darin liegt, dass es uns zu gut geht und auch nicht darin, dass die Welt an Schätzen zu wenig für uns bereit hält. Das Problem der Ausbeutung und der ungerechten Verteilung liegt zu einem Großteil an unserer Gleichgültigkeit, unserer Unachtsamkeit und daran, dass wir mit unserem maßlosen Konsum anderen Mangel ausgleichen. Und hier kommt für mich tatsächlich die Spiritualität als Ausweg ins Spiel, bzw. eine spirituelle Grundhaltung, die wir alle wieder in unser Leben integrieren dürfen: Achtsamkeit! Liebe und Achtsamkeit.

Und so ist es Achtsamkeit, die mich diese Fragen stellen lässt: Was will ich wirklich? Was brauche ich zum Glücklichsein? Ist es wirklich maßloser Konsum? – Wohl eher nicht. Ich bin dankbar für Familie und Freunde, für die Natur, für meine Gesundheit, für so vieles, das nichts mit Konsum zu tun hat. Manchmal vergesse ich das. Und deshalb muss ich mich wirklich mich immer wieder in Achtsamkeit und auch Dankbarkeit üben und dann weiß ich wieder, was Fülle ist. Das schränkt zumindest meinen Konsum ein. Doch wie sieht es mit anderen Themen aus, mit dem Weltfrieden, mit der Zukunft dieses Planeten?

Da hilft nur eins: aufhören, den Kopf in den Sand zu stecken und aktiv werden! Deshalb entscheide ich mich heute:

2. Zu handeln

Ganz konkret. Mein Handeln und mein Tun, ist meine Sprache. Ich starte heute meinen Blog und in diesem rufe ich dich dazu auf, aktiv zu werden! Suche dir ein Thema aus, das dir wirklich am Herzen liegt. Ein politisches Thema oder eines, das dich persönlich betrifft. Mag es das Schulsystem sein, die Einführung von G5, ein Umweltthema, was auch immer! Du bist dazu aufgerufen dich einzubringen!

Konzentriere dich auf ein Thema, für das du dich engagierst und verstreue deine Energie nicht! Konzentriere dich auf ein positives Ergebnis, nicht auf das, was du nicht willst! Finde Mitstreiter, finde Unterstützer! Höre anderen zu! Informiere dich und finde Argumente! Verbreite dein Wissen! Diskutiere! Sage deine Meinung! Blogge! Schreibe Leserbriefe! Bleib fair, aber sei ungehorsam! Und vor allem: Verliere nie den Glauben!

Wenn du lokal tätig wirst, kannst du vielleicht mehr bewirken, als in der großen Politik. Überhaupt kann deine Lebensweise ein Vorbild für viele sein, und die kleinen Schritte sind entscheidend, denn sie liegen in deiner Macht. Hier kannst du wirklich etwas verändern: Also mache deinen Garten wieder grün! Konsumiere achtsam, kaufe regional! Frage dich, was du wirklich brauchst! Gehe in die Natur! Wertschätze sie! Denke nicht, dass es egal ist, was du tust und dass du allein nichts ausrichten kannst!

Lass uns gemeinsam und jeden für sich an dem Projekt Zukunft arbeiten! Diese Welt mag auf der einen Seite bedrohlich und dunkel sein. Auf der anderen ist sie bunt und wunderschön. Es ist eine Welt voller Möglichkeiten, und wir alle haben uns irgendwann einmal entschieden, hier zu sein. Dann sollten wir jetzt auch das Beste daraus machen, finde ich! Also lass uns dafür sorgen, dass es nicht so weit kommt, wie Christoph Meckel in seinem Gedicht von 1974 geschrieben hat: „dass wir erst dann wissen, was die Erde wert war, wenn es zu spät ist!“

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrag veröffentlicht:30. Juni 2019